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RWI-Leibniz Institut legt Rohstoffstudie NRW vor

RWI-Leibniz Institut legt Rohstoffstudie NRW vor

Minister Pinkwart: Kreislaufwirtschaft nimmt bei knappen Rohstoffen eine immer größere Bedeutung ein

Rohstoffe werden auf dem internationalen Markt derzeit immer teurer und knapper. Deshalb hat das Wirtschaftsministerium in einer Studie die Versorgung der Industrie in Nordrhein-Westfalen mit den wichtigsten Primär- und Sekundärrohstoffen bis 2035 untersuchen lassen und die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft bei knapper werdenden Ressourcen beleuchtet.
Die Ergebnisse der vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erstellten Rohstoffstudie liegen nun vor und schaffen eine fundierte Grundlage für die Entwicklung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Rohstoffstrategie für NRW.
 
Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Die Pandemie hat die internationalen Lieferketten empfindlich gestört. Mit dem Wiederanfahren der weltweiten Wirtschaft sind Rohstoffe und Materialen nun deutlich teurer und teilweise gar nicht verfügbar, sodass die Industrie nur schwer die hohe Nachfrage bedienen kann. Die Pandemie ist dafür nicht die einzige Ursache. Die Schlüsselindustrien in Nordrhein-Westfalen stehen vor einer fundamentalen Transformation mit großen Auswirkungen auf den Rohstoffbedarf und sind in besonderem Maße von den Marktbewegungen betroffen. Nur mit einer zukunftsgerichteteten, effektiven Rohstoffpolitik können wir den Erhalt von Industrien und eine erfolgreiche Etablierung von Zukunftstechnologien sicherstellen.“

Wichtige Ergebnisse des Berichtes

  • Die Preise metallischer Rohstoffe begannen während der Corona-Pandemie deutlich zu steigen. Für die NRW-Industrie sind die steigenden Metallpreise eine Belastung, die die wirtschaftliche Erholung und technologischeTransformation beeinflussen könnten.
  • Von den Rohstoffen, die künftig besonders für die Zukunftstechnologien der NRW-Schlüsselindustrien relevant sind, bergen 20 ein hohes und 15 ein mittleres Risiko. Gründe dafür sind die künftige Nachfrageentwicklung sowie die Konzentration und politische Stabilität der Förderländer. Dazu gehören neben Seltenen Erden und Batterierohstoffen auch Massenrohstoffe wie Titan oder Zink.
  • Die NRW-Schlüsselindustrien stehen vor einer Transformation mit Auswirkungen auf den Rohstoffbedarf: Chemische Industrie und Metallindustrie müssen ihre energetische Basis auf grünen Wasserstoff umstellen, die Automobilhersteller elektrifizierte Antriebe einführen, die Elektro- und Elektronikindustrie sowie der Maschinenbau auf Zukunftstechnologien umsteigen. 
  • Bei Nichtmetallen besteht ein Ausfuhrüberschuss. Steine und Erden wurden 2020 von Nordrhein-Westfalen im Wert von gut 300 Millionen Euro exportiert, was einem Viertel der deutschen Ausfuhren in diesem Bereich entspricht. Etwa die Hälfte davon waren Kies und Sand, die v.a. in die Niederlande und nach Belgien ausgeführt wurden.
Um auch in Zukunft über die benötigten Werkstoffe verfügen zu können, müssen verstärkt Sekundärrohstoffe – als wiederaufbereitetes Material in hoher Qualität – eingesetzt werden. Damit kommt der Kreislaufwirtschaft eine große Bedeutung zu. 
 
Minister Pinkwart: „Die Untersuchung zeigt deutlich die Notwendigkeit und die Vorteile einer Circular Economy, bei der wir durch innovative Kreisläufe Ressourcen schonend einsetzen. Nordrhein-Westfalen bringt alle Voraussetzungen mit, um in diesem Bereich zum Vorreiter zu werden. Wir wollen als Landesregierung mit einer Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens und effektiver Forschungsförderung zu dieser Entwicklung beitragen.“
 
Bei den meisten Rohstoffen, die künftig für die nordrhein-westfälischen Schlüsselindustrien besonders relevant sein werden, sind die Substitutions- und Recyclingquoten derzeit noch relativ gering. Potenziale für Sekundärrohstoffe ergeben sich vor allem aus dem Recycling von End-of-Life-Produkten und zielen darauf ab, die darin enthaltenen Rohstoffe in den Stoffkreislauf zurückzuführen. Auch Verluste von Rohstoffen können durch die Entwicklung effizienter Kreislaufsysteme und die Eindämmung von Schrottexporten verringert werden. Eine starke Kreislaufwirtschaft erfordert recyclinggerechte Produktdesigns, die Ausweitung der Sammlung von Recyclingmaterialien, die Verbesserung der Recyclingtechnologien und den Ausbau von Recyclingkapazitäten.
 
Auch in anderen Bereichen entwickelt der Rohstoffbericht Handlungsempfehlungen, so zum Beispiel:
  • Einrichtung eines Rohstoff-Informationstools
  • Gründung eines Think Tanks für Rohstoffeffizienz und -politik
  • Etablierung von Forschungsfabriken, Demonstrationszentren, Exzellenzzentren und Pilotanlagen
  • Einbindung von Rohstoffthemen in die Lehrpläne allgemeinbildender Schulen
  • Installierung eines Beirats für Ressourceneffizienz und Rohstoffpolitik
  • Verleihung eines Rohstoffeffizienz-Preises
Die ausführliche Studie finden Sie hier