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​Präzise Prognosen für die perfekte Planung

​Präzise Prognosen für die perfekte Planung

Intelligente Software unterstützt Bäcker bei der Produktion

Drei Absolventen der Universität Paderborn helfen mit ihrer Software, den Umsatz von Bäckereien zu erhöhen und gleichzeitig Lebensmittel-Abfälle zu vermeiden.
Die schwankende Verfügbarkeit ihrer Lieblingsprodukte in der Bäckerei ging Christoph Bach, Philipp Bednarek und Marcel Hartmann wortwörtlich „auf den Keks“. Wo morgens noch die leckeren Schokoladen-Croissants lagen, nagen am Nachmittag nur noch die Wespen an verbliebenen Krümeln. Daneben stapeln sich die Brezeln, die nach Ladenschluss entsorgt werden.
Als leidenschaftliche Tüftler haben die drei 28-jährigen Gründer dem nicht selten unwirtschaftlichen und unökologischen Handeln vieler Bäckereibetriebe den Kampf angesagt. Die Lösung: Eine Software, die mittels einer intelligenten Absatzprognose bei den Bäckern den Spagat zwischen niedrigen Retouren und hoher Verfügbarkeit schaffen soll.

Algorithmus verringert Retouren

Die Software Intab Pro erstellt Absatzprognosen für Bäckereiunternehmen und optimiert somit den Bestellprozess, verspricht das Gründer-Team. Der Produktabsatz unterliegt insbesondere im Bäckereihandwerk zahlreichen Einflüssen wie beispielsweise dem Wetter, Ferien oder Feiertagen. Der Algorithmus entscheidet auf Basis ortsabhängiger historischer Daten selbst, welche Faktoren für welche Produkte und Filialen relevant sind. Die Bäckereien erhalten genaue Informationen darüber, welcher Parameter sich wie auf das jeweilige Produkt auswirkt. Damit verringert der Einsatz der Software die Retouren-Quote und steigert die Kundenzufriedenheit durch eine konstante Verfügbarkeit von Brötchen, Bretzeln und Co.. Philipp Bednarek resümiert: „Auch, wenn unser Produkt am Ende komplexer war als gedacht, hat sich unsere Haupterwartung erfüllt: eine Software zu entwickeln, die messbar Mehrwert schafft.“

Aus der Theorie in die Praxis

Das Gründungsteam hat gemeinsam Wirtschaftsinformatik an der Universität Paderborn studiert und währenddessen Erfahrungen als Entwickler und Werkstudenten unter anderem in der Nahrungsmittelindustrie gesammelt. Bach und Hartmann machten erste unternehmerische Gehversuche als Webdesigner und selbstständige Informatiker und konnten damit die Theorie an der Hochschule mit der Praxis in der Wirtschaft kombinieren.

Garage33 lockt Gründer mit Kaffee-Flatrate

Bereits im Studium hatten die Drei einige hochkomplexe Projekte gemeistert und so Lust auf neue Herausforderungen bekommen. Der letzte Anstoß in Richtung Gründung kam dann vom TecUP, dem Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn. Christoph Bach berichtet: „Ohne TecUP würde es unser Start-up nicht gegeben. Die Idee wurde in einem Universitätsmodul des Lehrstuhls entwickelt. Gemeinsam mit dem Center wurde unser Antrag zum EXIST-Gründerstipendium gestellt. Danach wurden wir durch regelmäßiges Coaching unterstützt und haben unseren Unternehmenssitz in der garage33 gefunden. Die kostenfreie Infrastruktur in dem Paderborner Gründungsinkubator – vom Büro über einen Internetzugang bis hin zur Kaffee-Flatrate – sorgt für optimale Bedingungen.“
Im Oktober 2017 war das Produkt marktreif für die ersten zahlenden Kunden. Inzwischen steuern Bäckereibetriebe mit insgesamt über 100 Filialen ihr Angebot mit der Software – Tendenz steigend.

Gründerstipendium.NRW hilft, große Brötchen zu backen 

In Ostwestfalen-Lippe fühlen sich die drei Jung-Unternehmer wohl: „Entgegen verbreiteter Vorurteile ist OWL ein Standort, der durch einen attraktiven Mix aus vielen mittelständischen Unternehmen auf der einen und einer engen Verbindung zur universitären Forschung auf der anderen Seite besticht.“ Als Gründer profitiere man von beidem und könne aufgrund des Gründerökosystems rund um das TecUP und die garage33 ohne Hindernisse mit potentiellen Kunden, Partnern oder Geldgebern in Kontakt kommen. Nützlich für das Trio ist zudem das erst jüngst erhaltene Gründerstipendium.NRW. „Das Stipendium ermöglicht es uns, unsere Arbeitszeit voll und ganz in die Produktentwicklung und Kundenakquise zu stecken, um endlich große Brötchen backen zu können.“

Wichtig für den Geschäftserfolg sind auch Netzwerke. Marcel Hartmann: „Gerade in der Anfangszeit geht man oft in Vorleistung, macht Termin bei möglichen Partnern und Multiplikatoren, die auf den ersten Blick wie Zeitverschwendung anmuten, sich später jedoch als wichtig herausstellen. Gerade in einer handwerklichen Branche ist es ungemein wichtig, überregional präsent zu sein und das richtige Netzwerk an der Hand zu haben.“