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Fachkräfteoffensive NRW: Mit vereinten Kräften gegen den Fachkräftemangel

Ministerin Neubaur bei der Auftaktveranstaltung Fachkräfteoffensive NRW

Fachkräfteoffensive NRW: Mit vereinten Kräften gegen den Fachkräftemangel

Kongress sendet Signal der Entschlossenheit

Die Landesregierung hat heute auf einem Kongress in Düsseldorf Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitgebern, Arbeitnehmern sowie Sozialverbänden aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammengebracht und die „Fachkräfteoffensive NRW“ vorgestellt.

Durch diese ressortübergreifende Initiative bündelt und optimiert die Landesregierung ihre Maßnahmen zur Fachkräftesicherung noch stärker als bisher und bindet die entscheidenden Akteure des Arbeitsmarkts mit ein.

Ministerpräsident Hendrik Wüst betont: „Der Mangel an Fachkräften gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir brauchen gute, kompetente und motivierte Menschen für den Klimaschutz, in Erziehung, Pflege, für die Digitalisierung oder die Erneuerung unserer Infrastruktur. Nur mit qualifizierten Fachkräften werden wir unser Land moderner, digitaler und nachhaltiger machen. Deshalb ist die Fachkräftesicherung ein Schwerpunkt unserer Politik: Mit dem Kongress bringen wir die vielen wichtigen Akteure zusammen. Gemeinsam werden wir daran arbeiten, dass unsere Fachkräfteoffensive ein Erfolg wird.“

„Es muss uns in erster Linie gelingen, das vorhandene inländische Potenzial durch Ausbildung und Qualifizierung bestmöglich zu mobilisieren und einzusetzen. Aber auch ausländische Fachkräfte müssen schnell und unbürokratisch zu uns kommen und durchstarten können. Damit das gelingt, werden wir mit der Fachkräfteoffensive gebündelt und koordiniert konkrete Maßnahmen umsetzen. Wir machen das im Schulterschluss mit den Kammern, Gewerkschaften, Sozialverbänden und der Wirtschaft. Alle sind eingeladen, die Fachkräfteoffensive mitzugestalten. Denn Fachkräftesicherung ist nicht alleine Aufgabe der Politik, sondern vor allem im ureigenen Interesse der Unternehmen. Die Fachkräftelage in Nordrhein-Westfalen ist in den Regionen sehr unterschiedlich. Daher braucht es ein passgenaues Vorgehen. Ich werde mich deswegen demnächst auch auf regionalen Kongressen mit den dort lebenden und handelnden Menschen über die aktuelle Situation und die jeweiligen Chancen und Herausforderungen austauschen”, sagt Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie erklärt: „Wir müssen alle in- und ausländischen Potenziale heben. Viele Frauen sind beispielsweise nicht erwerbstätig oder nur in Teilzeit beschäftigt, weil sie Kinder betreuen oder Care-Arbeit leisten müssen – da müssen wir ran. Wir müssen die Produktivität stärken, indem wir unsere Betriebe digitalisieren und beim Umbau zur Klimaneutralität unterstützen. Daher stärkt das Wirtschaftsministerium vor allem das Handwerk und kleine und mittlere Unternehmen mit modernen Aus- und Weiterbildungszentren wie dem Digitalen Campus in Oberhausen und Infrastrukturmaßnahmen wie dem H2-Bildungszentrum in Duisburg. Mehr Automatisierung und Digitalisierung sowie der Einkauf von Dienstleistungen wie im Planungs- und Baubereich, aber auch eine geschlechtersensible Berufsorientierung, Schülerpraktika, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Betreuungsangebote in Kommunen und Unternehmen und eine Stärkung der Willkommenskultur für auswärtige Fachkräfte gehören dazu. Am besten gemeinsam mit den Tarifpartnern und attraktiven Löhnen, die es leicht machen, Nachwuchskräfte zu gewinnen.“

„Der Fachkräftemangel ist für die Landesregierung ein enorm wichtiges Thema“, betont Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller, „ein gutes Übergangssystem von der Schule in den Beruf und eine duale Ausbildung auf der Höhe der Zeit, die immer auch in der Lage ist, neue Ausbildungsbereiche abzudecken, sind wichtige Bestandteile. Damit das auch in Zukunft so bleibt, ist uns ein stetiger Austausch mit allen Akteuren in der beruflichen Bildung sehr wichtig. Und damit an den Berufskollegs weiter gute Arbeit geleistet werden kann, hat die Landesregierung auch ein Handlungskonzept zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung erarbeitet, das bereits wirkt und fortgeschrieben wird.“

„Die Landesregierung setzt mit der Fachkräfteoffensive NRW einen wichtigen Meilenstein, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Im Bereich der frühkindlichen Bildung haben wir mit allen Beteiligten das Sofortprogramm Kita verabredet und sind damit erste Schritte zur Entlastung des Systems gegangen. In weiteren Schritten werden wir mit allen Akteuren insbesondere die Qualifizierung in den Blick nehmen sowie die Entlastung im Bereich der Verwaltung. Darüber hinaus wollen wir uns auch weiterhin im Bereich der Integrationsarbeit, der Gleichstellung oder auch bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Qualifikationen verstärkt dafür einsetzen, dass wir die Chancen einer modernen Gesellschaft nutzen und denjenigen, die zu uns gekommen sind, eine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe geben. Nur so können wir sicherstellen, dass der Fachkräftemangel von heute kein Problem von morgen wird. Denn zur Wahrheit gehört auch: Diese Herausforderung wurde viel zu lang ignoriert. Jahrelang wurde der Fachkräftemangel vorausgesagt, zu wenig ist zu seiner Bekämpfung passiert. Dabei ist es die zentrale Zukunftsherausforderung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Deswegen ist es wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen“, ergänzt Lorenz Bahr, Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Jugend, Familien, Gleichstellung, Flucht und Integration.

Maßnahmen der Fachkräfteoffensive NRW

Jede Person, die sich mit ihrem Wissen und ihren Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt einbringen möchte, wird diese Chance erhalten. Die Fachkräfteaktivitäten der Landesregierung orientieren sich an den Menschen und ihren Potenzialen sowie Bedarfen und sollen kurz- sowie langfristig das Beschäftigungspotenzial erhöhen. Nur so lassen sich auch die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Klimaneutralität, der Umweltschutz oder die Ressourcenschonung bewältigen.

Berufliche Aus- und Weiterbildung

Jeder junge Mensch verdient eine Chance: Es darf niemand am Übergang von der Schule in den Beruf verloren gehen. Dafür werden neue Angebote geschaffen und bereits vorhandene verbessert. 

Zum 1. Juli 2023 startet das neue Programm „Ausbildungswege NRW“, mit dem interessierte junge Menschen durch gezielte Unterstützung ein individuelles Ausbildungsangebot gemacht werden soll. Es ergänzt bestehende bewährte Programme wie die „Berufseinstiegsberatung“ und die „Ausbildungsbegleiter“ und ist eingebettet in das landesweite Übergangsystem „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Die Berufseinstiegsberatung richtet sich mit einer individuellen Beratung und Begleitung an alle Schülerinnen und Schüler. Das Programm der Ausbildungsbegleiter nimmt speziell die rund 10.000 unversorgten Jugendlichen ohne beruflichen Abschluss in den Blick. Sie werden von 240 Coaches und Ausbildungsbegleiterinnen und -begleitern gezielt mit Betrieben zusammengebracht. Insgesamt wird die Landesregierung in diese Programme 50 Millionen Euro investieren.

Der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT), die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen (IHK NRW e.V.), Unternehmer NRW (Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen e.V.) und Freie Berufe NRW setzen sich schon seit langem für die Hebung des Potenzials der jungen Menschen im schulischen Übergangssystem ein. Zukünftig werden die Wirtschaftsorganisationen noch gezielter dafür werben, dass Betriebe, Praxen und Kanzleien Praktikumsplätze für Jugendliche anbieten. Ziel ist, - gemeinsam mit der schulischen Förderung -, die berufliche Orientierung weiter zu verbessern und den möglichst schnellen Übergang in eine duale Ausbildung zu unterstützen. Die Landesregierung begrüßt das ausdrücklich.

Ein wichtiger Baustein ist darüber hinaus auch die Sicherstellung von Ausbildung in den Pflege- und Gesundheitsfachberufen. Zwar sind die Ausbildungszahlen in den Bereichen bis 2021 stetig gestiegen, aber der Bedarf an gut ausgebildeten Pflege- und Gesundheitsfachkräften steigt ebenso weiter an. Die Landesregierung  wird 350 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um die Ausbildungsplatzkapazitäten auszubauen und zu modernisieren.

Nordrhein-Westfalen soll Berufsbildungsland Nummer Eins werden. Eine Ausbildung eröffnet hervorragende Weiterentwicklungs- und Aufstiegschancen. Der Ausbildungsmarkt bietet vielfältige Möglichkeiten mit guten Arbeitsplätzen, attraktiven Verdienstmöglichkeiten und verantwortungsvollen Tätigkeiten. Beruflich ausgebildete Fachkräfte leisten zudem einen wichtigen Beitrag beim Aufbruch in eine klimaneutrale Gesellschaft. Die Fachkräftesicherung in den gewerblich-technischen Berufen ist entscheidend bei der Umsetzung der Energiewende. Um junge Menschen für eine duale Ausbildung in diesen Bereichen begeistern zu können, braucht es auch gut ausgestattete Bildungszentren. Daher werden in den nächsten Jahren die rund 130 überbetrieblichen Bildungszentren der Industrie und des Handwerks durch Modernisierungen fit für die Zukunft gemacht.

Kontinuierliche Qualifizierung ist sowohl für die berufliche Perspektive des Einzelnen als auch für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen wichtig. Die Landesregierung setzt hier mit der Meisterprämie einen ersten Schwerpunkt im Handwerk: Ab Sommer 2023 wird das Land die Weiterbildung zum Meister mit einer Prämie in Höhe von 2.500 Euro für jede erfolgreich abgelegte Meisterprüfung zahlen.

Zudem wird eine gesetzliche Verankerung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung in Nordrhein-Westfalen und eine bessere Verzahnung angestrebt.

Inländische Arbeitsmarktpotenziale heben

Mit der vor kurzem gestarteten Initiative „Chancenperspektive“ werden bei den Jobcentern die Anstrengungen intensiviert, offene Stellen und langzeitarbeitslose Menschen in Kooperation mit Unternehmen zu besetzen.

Die Fachkräfteoffensive wird aber auch die Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen in den Fokus nehmen – insbesondere, wenn sie familiär bedingt, keiner oder nur einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Denn trotz Anstrengungen in der Vergangenheit sind immer noch deutlich mehr Männer als Frauen sozialversicherungspflichtig in Vollzeit beschäftigt.

Auch Menschen mit Beeinträchtigungen sind leider noch zu oft ein großes ungenutztes Potenzial. Etwa die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Schwerbehinderten hat eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine akademische Ausbildung. Die Integration dieser Zielgruppe in den Arbeitsmarkt ist eine Chance für die Wirtschaft. Die Landesregierung wird daher verstärkt für die Einstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen werben.

Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland vereinfachen

Es gilt, die Menschen, die zu uns kommen, aber auch die, die schon da sind, schnellstmöglich in Arbeit zu bringen und ihnen eine gute Teilhabe an unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Dafür wird weiter daran gearbeitet, die Verfahren bei der Einwanderung von Fachkräften und die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Abschlüsse schneller und unbürokratischer zu gestalten.

Bemühungen und Ansätze der Wirtschaft zur Erschließung von ausländischen Arbeitsmarktpotenzialen und zur erfolgreichen Integration von Fachkräften in den Arbeitsmarkt wird die Landesregierung unterstützen und fördern.

Konkrete Projekte zu Anwerbungen aus Drittstaaten sind geplant und der Kontakt zu deutschen Repräsentanzen sowie Partnern im Ausland wird gepflegt.

Letztendlich sind alle gefordert, eine Willkommenskultur zu fördern und zu leben, die in den deutschen Auslandsvertretungen in den Drittstaaten anfängt und über die Ausländerbehörden in den Kommunen bis zu einer wertschätzenden Unternehmenskultur reicht. Sie ist dringend für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland und somit auch für die Konkurrenzfähigkeit Nordrhein-Westfalens nötig. Die Landesregierung wird wie auch in der Vergangenheit für einen wertschätzenden und solidarischen Umgang in Nordrhein-Westfalen eintreten.