
Erdwärme-Messungen: Tiefbohrung des Landes in Krefeld erfolgreich abgeschlossen
Ministerin Neubaur: Ergebnisse machen Mut und geben Schwung für die Wärmewende in Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen setzt für die Wärmeversorgung der Zukunft auf Geothermie. Die Wärme aus der Tiefe vereint viele Vorteile: Sie ist rund um die Uhr verfügbar, nachhaltig, unbegrenzt vorhanden und bezahlbar. Um Erdwärme verstärkt zu nutzen, braucht es genaue Kenntnisse über den Untergrund. Dafür hat der Geologische Dienst NRW im Auftrag des Landes eine erste tiefe Forschungsbohrung in Krefeld durchgeführt und jetzt erfolgreich abgeschlossen.
Die Ergebnisse zeigen: Die Kalksteinschicht, die warmes Wasser führt, ist deutlich mächtiger und ergiebiger als zuvor angenommen. Das sind sehr gute Voraussetzungen für die Nutzung von Geothermie in der gesamten Region.
Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Erdwärme ist ein echter Gewinn für unseren Alltag: Sie liefert zuverlässig Wärme für unsere Häuser – ganz ohne Abgase, bei jedem Wetter und rund um die Uhr. Die erfolgreiche Bohrung in Krefeld zeigt, dass tief unter unseren Füßen ein riesiges Potenzial schlummert, das wir für Heizungen in Wohnhäusern, Schulen oder Schwimmbädern nutzen können. Das bringt uns der Wärmewende einen großen Schritt näher – und macht unabhängiger von Öl und Gas. Jetzt heißt es: Dieses Wissen in die Städte und Gemeinden bringen, damit Erdwärme bald für viele Menschen spürbar wird – ganz konkret in ihrer Wohnung, auf der Energierechnung und für unser Klima.“
Welche Ergebnisse hat die Forschungsbohrung in Krefeld erzielt?
Die in Krefeld untersuchte Kalksteinschicht, der sogenannte Kohlenkalk, ist weit mehr als 500 Meter mächtig: Die Schicht beginnt in 380 Metern Tiefe und endet bei rund 950 Metern. Der Kalkstein weist Spalten und Hohlräume auf, in denen sich warmes Tiefenwasser bewegt, das für die Nutzung an der Oberfläche geeignet ist. Ein Test hat ergeben, dass deutlich mehr Wasser nach oben gepumpt werden kann als angenommen.
Alle gewonnenen Erkenntnisse werden den Kommunen, Versorgern und der Öffentlichkeit im Geothermie-Portal des Geologischen Dienstes kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Portal ist hier abrufbar.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Geologische Dienst NRW wird sein Explorations- und Bohrprogramm im Auftrag des Landes fortsetzen, um auch für andere Regionen in Nordrhein-Westfalen die Potenziale der Erdwärme-Nutzung zu ermitteln. Die Vorbereitungen für eine weitere Forschungsbohrung im kommenden Jahr in Köln-Dellbrück haben bereits begonnen.
Das Explorations- und Bohrprogramm ist zentraler Bestandteil des Masterplans Geothermie NRW. Ziel ist es, die tief liegenden Wärmevorkommen in Nordrhein-Westfalen umfassend zu nutzen und bis 2045 15 bis 20 Prozent des Wärmebedarfs in NRW durch Geothermie zu decken.
Das Land stellt über die NRW.BANK Förderangebote für Stadtwerke und Kommunen zur Umsetzung von Geothermie-Projekten bereit. Weitere Informationen sind hier zu finden.
Hintergründe zur Geothermie
Abhängig von der Tiefe gibt es für die Nutzung der Geothermie verschiedene Möglichkeiten. So kann die oberflächennahe Geothermie bis zu einer Tiefe von 400 Metern in Verbindung mit einer Wärmepumpe zur Versorgung von Einfamilienhäusern oder auch von Quartieren dienen – flächendeckend in ganz Nordrhein-Westfalen.
Für die Nutzung der mitteltiefen und tiefen Geothermie in Tiefen zwischen 400 und mehr als 1.500 Metern wird das sogenannte hydrothermale Verfahren angewendet, bei dem natürlich vorkommendes Tiefenwasser durch eine Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt wird. Dort gibt das heiße Wasser seine Wärme beispielsweise an ein Wärmenetz ab. Anschließend wird das abgekühlte Wasser über eine zweite Bohrung wieder in die gleiche Tiefe zurückgeleitet und es entsteht ein Kreislauf. Ob potenziell Wasser führende Gesteine wie Kalksteine oder Sandsteine im tiefen Untergrund vorhanden sind, kann durch seismische Messungen ermittelt werden. Um festzustellen, ob in diesen Gesteinen tatsächlich natürlich vorkommendes Tiefenwasser vorhanden ist, sind Bohrungen erforderlich.
Der Flächenverbrauch und der Eingriff ins Erdreich sind in der hydrothermalen Geothermie minimal, sodass Schäden am Grundwasser oder unerwünschte Erdbewegungen äußerst unwahrscheinlich sind. Risikoreichere Fracking-Methoden schließt die Landesregierung aus.
Nordrhein-Westfalen bietet nach jetzigem Stand beste Voraussetzungen für eine breite Nutzung der Geothermie. Die Erdwärme kann damit einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Wärmewende leisten.